Das geheime Leben im Beet – Wurzelsignale, Exsudate und das unsichtbare Internet deiner Erde
- Kim Immanuel Krämer
- 7. Aug.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Aug.
Geheimnisse der Wurzelsignale, Exsudate, Mykorrhiza & das „Wood Wide Web“ in deinem Living Soil
Inhaltsangabe
Pflanzengeflüster unter der Erde: Was sind Wurzelsignale & Exsudate?
Das „Wood Wide Web“ – Pilze als unterirdische Netzwerker und Türsteher
Regenwürmer: Die geheimen Architekten und Booster deines Bodennetzwerks
So stärkst du das unterirdische Netzwerk in deinem Living Soil – praktische Tipps
Fazit: Du bist der Netzwerkmanager für deinen Boden!
Living Soil ist keine gewöhnliche Erde – es ist ein lebendiges, pulsierendes Netzwerk aus Pflanzen, Pilzen, Mikroben, Regenwürmern und zahllosen Interaktionen. In diesem Beitrag schauen wir uns ganz genau an, wie Pflanzen unterirdisch „quatschen“, sich gegenseitig helfen – und wie du dieses geheime Netzwerk in deinem Beet (egal ob draußen im Garten oder drinnen im Pflanzgefäß) aktivieren kannst!
1. Pflanzengeflüster unter der Erde:
Kommunikation per Wurzel und „Bodentelegramm“
Was genau sind Wurzelsignale & Exsudate?
Wurzeln sind weit mehr als nur Verankerungspunkt der Pflanze im Boden – sie sind ihre Fühler und ihre Stimme im Untergrund! Pflanzen sondern mit ihren Wurzeln gezielt Wurzelexsudate ab: winzige Mengen Zucker, Aminosäuren, organische Säuren, Vitamine bis hin zu komplexen Botenstoffen.
Warum tun Pflanzen das? Eigentlich ganz clever: Sie nutzen Exsudate als „Lockmittel“ für Mikroorganismen, die ihnen später wichtige Nährstoffe liefern – quasi ein „Bestechungsgeld“ für gute Services!
Mikroben wie Bakterien und Pilze stürzen sich auf diese Leckereien, bauen dabei schwer verfügbare Nährstoffe im Boden ab und machen diese für die Pflanzen wieder zugänglich. Das ist echtes Teamwork!
Und das Coole: Pflanzen können sehr gezielt entscheiden, welche Mikroben sie unterstützen wollen. Jede Pflanzenart, sogar jede Sorte, hat ihren eigenen Mix an Exsudaten. So entsteht eine individuell zugeschnittene Gemeinschaft im Wurzelbereich (die sogenannte Rhizosphäre).
Es gibt sogar „Abwehr-Exsudate“, mit denen Pflanzen Schädlinge fernhalten oder gezielt Mikroben fördern, die lästige Krankheiten verdrängen.
Tipp:
Je bunter und vielfältiger du pflanzt, desto vielseitiger wird auch das „Untergrund-Netzwerk“. Lass bewusst Platz für Wildpflanzen, Kräuter und Blumen zwischen deinen Hauptkulturen – sie bringen Abwechslung ins Bodenleben und verbessern die Nährstoffversorgung aller Nachbarn.
Indoor-Tipp: Auch in einer Living Soil Indoor-Growbox oder beim Urban Gardening auf der Fensterbank funktioniert Vielfalt: Mischkultur aus Kräutern, Cover Crop und passenden Beifplanzen in deinem Substrat sorgt auch drinnen für ein abwechslungsreiches Bodenleben!
2. Das „Wood Wide Web“ – Das pilzbasierte Netzwerk unter deinen Füßen

Mykorrhiza: Die stillen Helden im Living Soil
Vielleicht hast du schon mal vom „Wood Wide Web“ gehört? Gemeint sind damit die unterirdischen Netzwerke aus Pilzen (genauer: Mykorrhiza), die sich mit tausenden feinen Fäden durch deinen Boden ziehen.
Wie funktioniert das? Der Pilz verbindet sich mit den Pflanzenwurzeln und tauscht Nährstoffe, Wasser und manchmal sogar Informationen aus! Pflanzen liefern dem Pilz Zuckerlösungen als „Bezahlung“, dafür greifen sie auf das riesige Pilz-Netzwerk zurück, das Nährstoffe aus weiter entfernten Bodenschichten herbeischafft.
Besonders spannend: Der Pilz kann mehrere Pflanzen gleichzeitig miteinander verbinden. So entsteht ein Netzwerk, in dem starke Pflanzen schwächere mitversorgen können, z.B. bei Trockenheit.
Aber es geht sogar noch weiter: Wird eine Pflanze zum Beispiel von Blattläusen oder Pilzkrankheiten befallen, kann sie über das Mykorrhiza-Netzwerk Nachbarpflanzen warnen. Die können daraufhin rechtzeitig Abwehrstoffe produzieren.
Tipp:
Setze so wenig wie möglich den Spaten an – jedes Mal, wenn du gräbst oder umstichst, zerstörst du feine Myzelstränge. Besser: Mulchen, Kompost, und die Finger vom schweren Gerät lassen! Und lass mal einen Totholzhaufen oder Baumstumpf als „Pilzhotel“ liegen – das freut die Mykorrhiza und bringt noch mehr Verbündete ins Beet.
Indoor-Tipp: Auch im Indoor-Beet! Jedes Umtopfen oder Substrataustausch stört das Mykorrhiza-Netzwerk. Lass dein Living Soil-Substrat möglichst in Ruhe, arbeite mit organischem Mulch und setze beim ersten Einrichten Mykorrhiza-Präparate gezielt dazu.
Und was ist mit Trichoderma? – Die cleveren „Bodyguards“ im Wurzelnetzwerk
Wenn wir von Pilznetzwerken im Boden sprechen, sind nicht nur Mykorrhiza die Stars!
Es gibt noch einen spannenden Mitspieler im „Wood Wide Web“: Die Trichoderma-Pilze – echte Multitalente und kleine Bodyguards für deine Pflanzen.
Was sind Trichoderma eigentlich?
Trichoderma ist eine ganze Gattung von pilzlichen Bodenbewohnern, die quasi überall zu finden sind: Kompost, Rindenmulch, selbst in alten Blumentöpfen! Anders als Mykorrhiza verbinden sie sich nicht direkt im Inneren der Pflanzenwurzeln, sondern umwachsen und beschützen die Wurzeloberfläche wie mit einem unsichtbaren Schutzschild. Sie bilden keine klassischen Pilzfäden-Netze wie die Mykorrhiza, sondern agieren vielmehr als „Türsteher“ und Gesundheitstrainer an der Wurzel.
Worin liegt der Unterschied zu Mykorrhiza?
Mykorrhiza gehen eine Symbiose mit der Pflanze ein und sorgen dafür, dass Nährstoffe & Wasser aus dem Boden erschlossen und direkt an die Wurzel weitergegeben werden. Sie vernetzen ganze Pflanzen untereinander.
Trichoderma sind dagegen eher Einzelkämpfer – sie dringen nicht tief ein, sondern leben auf der Oberfläche der Wurzeln und schützen diese aktiv vor Krankheitserregern, fördern aber auch Wurzelwachstum und Nährstoffaufnahme.
Welche Trichoderma-Arten gibt es und was können sie?
In Gärten und Living Soil-Beeten sind vor allem diese Arten nützlich – und oft sogar in bodenbelebenden Produkten enthalten:
Trichoderma harzianum: Der Klassiker! Bekämpft viele Wurzelkrankheiten, bringt das Bodenleben auf Trab und stimuliert das Pflanzenwachstum.
Trichoderma atroviride: Ebenfalls stark gegen Krankheitserreger, hilft besonders bei der Umwandlung organischer Substanz.
Trichoderma viride: Unterstützt die Kompostierung und sorgt für einen gesunden „Mikroben-Turbo“ rund um die Pflanze.
Warum sind sie so wichtig fürs „Wood Wide Web“?
Sie sind wie kleine Bodyguards und Fitnesstrainer für dein Wurzelwerk:
Sie besetzen die besten Plätze an der Wurzel und lassen schädlichen Pilzen keine Chance.
Sie bilden Stoffe, die das Immunsystem der Pflanzen ankurbeln – die Pflanze kann schneller auf Stress und Befall reagieren.
Trichoderma hilft, schwer verfügbare Nährstoffe wie Phosphor zu lösen und damit für die Pflanzen nutzbar zu machen.
Besonders im Indoor-Garten: Sie bringen Stabilität in den Boden und schützen vor Wurzelfäule – gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit Gold wert!
Tipp:
Du möchtest die Power von Trichoderma in deinem Beet oder Topf? Nutze lebendiges Kompostmaterial oder spezielle Bodenaktivatoren. Viele Wurmkomposte sind ohnehin reich an Trichoderma! Natürlich gibt es auch Präparate bei bekannten Online-Plattformen zu kaufen, die mit verschiedensten Trichoderma-Kulturen ausgestattet sind.
3. Die geheimen Architekten: Regenwürmer als Könige des Living Soil-Netzwerks

Wenn wir schon vom Netzwerk im Boden sprechen, dürfen wir eines nicht vergessen: Regenwürmer! Sie sind die Superstar-Vermittler im Bodenleben und verwandeln dein Beet in ein lebendiges, atmendes Ökosystem.
Was machen Regenwürmer genau in deinem Living Soil?
1. Mixmeister und Boden-Aktivatoren:
Regenwürmer fressen organisches Material wie Mulch, Laub und Kompost und mischen es mit Bodenpartikeln durch. Dabei verteilen sie Mikroorganismen und schaffen wertvolle Nährstoff-Hotspots in ihrem Wurmkot, der voller nützlicher Bakterien und Nährstoffe steckt.
Indoor-Tipp: Auch in einem ausreichend großen Pflanzkübel oder Hochbeet im Indoor-Grow kannst du mit Kompostwürmern (Eisenia Arten) arbeiten. Sie sorgen in der Wurzelzone für perfekte Nährstoffkreisläufe!
2. Boost für die mikrobielle Kommunikation:
Je aktiver die Regenwürmer sind, desto besser funktioniert das Netzwerk aus Bakterien, Pilzen und Wurzeln. Sie helfen, die chemischen Signale der Pflanzen, die Wurzelexsudate, schneller zu verbreiten und fördern so die Nährstoffaufnahme und Abwehrmechanismen deiner Pflanzen.
3. Bauherren von Lebensadern:
Die Gänge, die Regenwürmer graben, sind wie Autobahnen für Wasser, Sauerstoff, Nährstoffe und Wurzeln. Sie erleichtern Pilznetzwerken und Pflanzenwurzeln das Wachstum und verbessern die Bodenstruktur enorm.
Indoor-Tipp: In Indoor-Beeten helfen Regenwürmer, das Substrat locker und durchlüftet zu halten – besonders praktisch, damit sich keine Staunässe bildet und Mikroben aktiv bleiben.
4. Wachstums-Booster: Studien zeigen, dass Pflanzen in wurmreichen Böden bis zu 25% besser wachsen können! Durch die Arbeit der Würmer werden lebenswichtige Nährstoffe optimal aufgeschlossen und Mikroben an den richtigen Stellen verteilt.
Praxis-Tipps für glückliche Regenwürmer in deinem Living Soil:
Nie umgraben: Graben zerstört die feinen Gänge und das Netzwerk.Indoor-Tipp: Auch drinnen: nie das komplette Substrat austauschen oder stark durchwühlen!
Viel organisches Futter: Mulchen, Laub und Kompost sind das Lieblingsessen der Würmer und halten sie aktiv.
Indoor-Tipp: Organisches Material wie zerkleinerte Pflanzenreste, Kaffeesatz oder Haferflocken als Mulchschicht – damit machst du auch Indoor-Würmer glücklich.
Feuchtigkeit bewahren: Regenwürmer brauchen einen feuchten, lockeren Boden – mulchen hilft dabei, Feuchtigkeit zu speichern.
Noch mehr zu Regenwürmern & Living Soil
Falls du wissen möchtest, wie du dein Beet optimal mit meiner Living Soil anlegst und welche wichtige Rolle Regenwürmer dabei spielen, empfehle ich dir mein Video, in dem ich Schritt für Schritt zeige, wie du ein lebendiges Bodenökosystem erschaffst und die Würmer unterstützt:➡️ [Hier geht’s zum Video!]
Außerdem findest du im letzten Blogartikel Bodenbiologie noch mehr spannende Infos zu Regenwürmern und anderen Bodenbewohnern, die dein Beet (drinnen wie draußen!) lebendig machen.
4. So stärkst du das geheime Netzwerk in deinem Living Soil – praktische Tipps
Mulchen, Mulchen, Mulchen: Eine Schicht aus Laub, Stroh, Grasschnitt oder Kompost schützt nicht nur vor Austrocknung, sondern liefert auch reichlich Futter für Mikroben, Pilze und Regenwürmer.
Indoor-Tipp: In Indoor-Töpfen kannst du ähnliche Mulchschichten verwenden (z.B. aus Hanfmatten, Gras- oder Luzernelhäcksel).
Vielfalt pflanzen – Monokulturen haben Pause! Mix aus Kräutern, Gemüse, Blumen und Wildpflanzen animiert das unterirdische Netzwerk zu mehr Aktivität durch vielfältige Wurzelexsudate.
Indoor-Tipp: Kleine Pflanzengemeinschaften in einem großen Topf oder einer Growbox funktionieren ebenfalls! Probiere zum Beispiel Basilikum, Zitronenmelisse und Chilis in einem Living-Soil-Mix.
Komposttee & Fermente: Komposttee bringt frische Mikroben direkt in den Boden und gibt dem Netzwerk einen echten Power-Boost.
Weniger Umgraben, mehr Beobachten: Je seltener du den Boden störst, desto lebendiger bleibt das Netzwerk. Schau mal, wie viele Regenwürmer du nach dem Regen siehst oder wie fluffig und lebendig deine Erde riecht.
Indoor-Tipp: Auch Indoor kannst du beobachten: Wenn dein Substrat angenehm erdig riecht, die Oberfläche belebt aussieht und manchmal kleine Wurmlöcher zu sehen sind, läuft alles rund!
Organisch unterstützen & chemiefrei arbeiten: Verzichte auf synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel, die das mikrobielle Gleichgewicht stören. Kompost, organische Dünger und natürliche Pflege sind der Schlüssel.
5. Fazit: Bodenleben ist Teamwork!
Du bist als Gärtner viel mehr als nur Versorger deiner Pflanzen – du bist Netzwerkmanager!
Je mehr Aufmerksamkeit du dem Leben unter der Oberfläche schenkst, desto widerstandsfähiger, vitaler und produktiver wird dein Garten über Jahre hinweg – und das gilt draußen wie drinnen.
Probier es aus: Beobachte, experimentiere, kombiniere Mulche, Mischkulturen und bedenk deine wertvollen Mitbewohner – besonders die kleinen Architekten wie Regenwürmer. Du wirst überrascht sein, wie natürlich alles „wie von selbst“ wächst und gedeiht.
Indoor wie Outdoor: Mit Living Soil wird dein kleines Beet oder Urban-Garten zur grünen Oase voller Leben!
Hast du schon Aha-Erlebnisse mit Living Soil, Mykorrhiza, Regenwürmern oder wilden Mischkulturen gehabt? Teile deine Erfahrungen und Fragen gerne in den Kommentaren!
Für noch mehr Living Soil-Wissen, Praxis-Tipps und Bodenglück schau regelmäßig bei Couple of Plants vorbei – gemeinsam machen wir deinen Garten oder dein Indoor-Paradies zum lebendigen Netzwerk!
Woher weißlich bei Punkt 3 welche Topfgröße indoor ausreichend für wie viele Würmer ist? Sind 25 Liter zu wenig?
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